Geschichte

Wie aus der Langen Nacht der Kurzen Geschichten «Zürich liest» wurde

2001 erfanden engagierte Buchmenschen aus den Reihen des Zürcher Buchhändler- und Verlegervereins ZBVV, u. a. die damalige Präsidentin und Buchhändlerin Cornelia Schweizer, das Zürcher Bücherfestival «Die Lange Nacht der kurzen Geschichten». Der Name war Programm, denn das Festival fand jeweils am letzten Samstag im Oktober statt, an dem die Uhren auf Winterzeit gestellt und die Nacht um eine Stunde verlängert wird.

Die erste Lange Nacht am 27. Oktober 2001 übertraf alle Erwartungen: Der Andrang war überwältigend; Buchhandlungen, Verlage, Trams und das Bücherschiff waren mehr als voll. Literatur wurde in jeder erdenklichen Art genossen: Das Publikum pilgerte von Buchhandlungen zu Verlagen, von der literarischen Tramfahrt zu Bibliotheken, von dort zur kriminellen Dampferfahrt – Zürich war im Lesefieber.

Und die Erfolgsgeschichte ging weiter: In den Jahren 2002, 2004, 2005, 2007 und 2009 fanden weitere Lange Nächte statt – das Programm vergrösserte sich und wurde internationaler, immer mehr Besucheri:innen kamen. Nach zehn Jahren beschloss der Vorstand des Trägervereins, ein Konzept für ein jährlich stattfindendes Festival zu erarbeiten und unter dem Namen «Zürich liest» neu zu lancieren.

Und so wird immer noch am letzten Wochenende im Oktober in Zürich, Winterthur und Umgebung gelesen, was das Buch hergibt. «Zürich liest» ist das grösste Literatur- und Buchfestival der Schweiz. «Zürich liest» spannt den Schirm auf und heisst alle darunter willkommen, die an diesen fünf Tagen etwas für die vielen tausend Leser:innen auf die Beine stellen wollen. Das sind zum einen die Mitglieder des Zürich liest, wie der ZBVV seit 2023 heisst, – Buchhandlungen, Verlage, buchnahe Institutionen und Einzelpersonen – und zum anderen viele etablierte Institutionen wie das Literaturhaus, verschiedene Theater und Museen. Im Debattierhaus Karl der Grosse ist jeweils das Festivalzentrum untergebracht und viele der von der Festivalleitung kuratierten Veranstaltungen finden dort statt.

Das Ergebnis? Ein vielfältiges Programm für alle Altersstufen und Interessen, internationale Grössen, Schweizer Autor:innen, Diskussionen und Gespräche und vieles mehr. Für Kinder gibt es ein eigenes Kinderprogramm.

«Zürich liest» macht Literatur zugänglich und aktuelle Themen präsent. Mit dieser Meinung sind wir nicht allein:

Z R CH OHNE «Z RI  LI ST»? MAN WÜ DE DIE ST DT N CH ERKEN EN, AB R ES W RDE IHR EIND UT G  TWAS W CH TI ES FE LEN!
Charles Lewinsky, Schriftsteller

«Zürich liest» ist ein Festival, dessen Stärke sich gerade nicht in der Konzentration auf ein eigentliches Festivalzentrum zeigt, sondern in der Entfaltung und Verteilung über die ganze Stadt, und zwar so, dass sich nicht nur ein konservativeres Literaturpublikum, sondern ein vielfältigeres Publikum für kontemporäre und mitunter sogar progressiv moderne Literatur begeistern lässt.
Michael Fehr, Schriftsteller, Schweizer Literaturpreis 2018

«Auf dem Boot auf dem Zürichsee zu lesen, war wirklich ganz besonders. Auch schön, Teil von einem so wohlkuratierten und gut organisierten Lesefestival zu sein!»
Theresia Enzensberger

Die EröffnungsrednerInnen – und (nicht immer) Links zu den Reden:

2023: Milena Moser: Das Buch ist tot – schon wieder? Es lebe das Buch.

2022: Senthuran Varatharajah: Geduld

2021: Martina Clavadetscher: Diese Rede braucht (keinen) Sex

2020: Fatima Moumouni, Laurin Buser, Michelle Steinbeck

2019: Denis Scheck – Harry Potter hätte sich mit Hölderlin blendend verstanden

2018: Julia Weber – Liebe Kunst, mir geht es gut, wie geht es dir?

2017: Milo Rau – Über Engagement

2016: Jonas Lüscher – Literatur darf und kann fast alles

2015: Peter Stamm – Mein Kerngeschäft besteht aus Nichtstun

2014: Dorothee Elmiger

2013: Urs Widmer

2012: Franz Hohler

2011: Charles Lewinsky