18. Oktober 2023

Wichtige Durchsage an alle Freund:innen von «Zürich liest»
Bitte weitersagen: Nächste Woche startet die 13. Ausgabe von «Zürich liest». Superprogramm, tolle Autor:innen, starke Themen.
Bevor die Festivalleitung dann im Festivalzentrum im Karl der Grosse ihr Büro einrichtet (und zwar im Bistro) schicken wir gerne noch ein paar Veranstaltungstipps in die Welt.
Trendthemen, aber trotzdem wichtig
Immer mal wieder poppen Themen auf, die von höherer Relevanz sind. Einige davon findet man bei «Zürich liest» wieder.
Künstliche Intelligenz ist in aller Munde und wird kontrovers diskutiert. (Berlin, Miami) heisst der Roman von Literaturwissenschaftler Hannes Bajohr, den er mit Hilfe einer selbsttrainierten Künstlichen Intelligenz verfasst hat. Wie bringt man eine Maschine, die nicht erzählen kann, dazu, es trotzdem zu versuchen? Darüber spricht Bajohr mit Moderatorin Salomé Meier.
Missbrauch und vor allem die Verhinderung von Missbrauch kann man nicht genug Aufmerksamkeit widmen. Valentina Mira hat mit «X» einen beeindruckenden Roman geschrieben. 7 Jahre sind vergangen, seit Valentina von G. vergewaltigt wurde und ihr Bruder verschwunden ist. Abgetaucht, zusammen mit G. In 36 Briefen versucht Valentina, ihrem Bruder davon zu erzählen. Mit Übersetzerin Barbara Sauser und moderiert von Anina Barandun ist Valentina Mira am 27. Oktober bei Orell Füssli in der Europaallee zu sehen und zu hören.
Am 28. Oktober steht Valentina Mira im Karl der Grosse erneut auf der Bühne, dieses Mal zusammen mit Natalia Widla und Miriam Suter, den Autorinnen von «Hast du nein gesagt?». Sie sprechen mit Moderatorin Marina Villa über sexualisierte Gewalt und das Schreiben darüber.
Islam Alijaj hat mit der Zerebralparese eine gut sicht- und hörbare Behinderung. Er ist Secondo mit Wurzeln im Kosova. Und er ist Politiker, seit 2022 im Zürcher Gemeinderat, nun will er in den Nationalrat. Ob er es schafft, wissen wir nächsten Sonntag. Bei «Zürich liest» spricht er mit Marah Rikli über sein biografisches Manifest «Wir müssen reden».
Luana Maione wird mit einer Augenkrankheit geboren. Sie leidet unter dem Grünen Star, auch Glaukom genannt. Der zu hohe Augeninnendruck droht ihren Sehnerv zu zerstören, mit vier Monaten wird sie zum ersten Mal operiert. Einen Grossteil ihrer Kindheit verbringt Luana Maione in Spitälern sowie in einem Internat für Sehbehinderte. Freundschaften aufzubauen ist unter diesen Umständen fast unmöglich. Unzählige Operationen sind nötig, um einen Teil ihrer Sehkraft zu erhalten. «Sehen – der Kampf um mein Augenlicht» ist ihre Biografie und erzählt von ihren Kämpfen und Träumen. Sie spricht mit Jahn Graf über Selbstbestimmung, ihren Durchhaltewillen und ihren Alltag als Mutter.
Erfahrung
Wir freuen uns auf Erfahrung, Expertise und jahrzehntelang perfektionierte Meisterschaft.
Michael Köhlmeier, geboren 1949 in Vorarlberg, ist seit Jahrzehnten ein Fixstern am deutschsprachigen Literaturhimmel. Er kommt mit seinem neuen Roman «Frankie» nach Zürich von dem Alexander Solloch im NDR sagte: «Ein wundersamer Roman, ein Roman, so schnörkellos, schön und ungebärdig wie ein Song von Johnny Cash.» Und die Frankfurter Allgemeine ist der Meinung, dass Köhlmeier mit «Frankie» die Mauern der gesellschaftlichen Ordnung einreisse. Überzeugen Sie sich selbst – an der Sonntagsmatinee im Karl der Grosse.
Monika Helfer macht aus Lebenserinnerung grosse Literatur. Nach ihrer Trilogie über ihre Familie und Herkunft ist «Die Jungfrau» ein atemloser Roman über die jahrzehntelange Freundschaft zwischen zwei Frauen. Im Gespräch mit Luzia Stettler erfahren wir, wie das geht. (Monika Helfer hat auch ein lesenswertes Nachwort zu Gotthelfs «Uli der Pächter» geschrieben. Darüber spricht sie Philipp Theisohn im Rehböckli.)
Uwe Timm, der Autor von «Die Erfindung der Currywurst» oder «Rennschwein Rudi Rüssel» kommt mit seinem neuen Buch «Alle meine Geister». Es ist autobiografisch: Hamburg 1955 – der noch 14-jährige Uwe wird von seinem Vater, dem Inhaber eines Pelzgeschäfts, in die Kürschnerlehre gegeben. Im Takt der Stechuhren lernt der junge Mann die kreative Präzision, die das heute fast ausgestorbene Handwerk erfordert, schult den Blick für das Material, die Kundinnen, die Tücken und Geheimnisse dieser Kunst. Er lauscht den Geschichten der Kollegen, schliesst Freundschaften, bekommt Bücher empfohlen, entdeckt die Stadt und den Jazz. Der Lehrling, der vom Schreiben träumt, liest heimlich im Sortierzimmer Salinger und Camus, begleitet den «roten Erik» auf die Reeperbahn, erkundet mit dem Kollegen Johnny-Look, reichlich schüchtern noch, die Liebe, wird von Meister Kruse politisch initiiert und streitet sich nun umso intensiver mit dem Vater über die NS-Zeit.
Adriana Altaras wurde 1960 in Zagreb geboren, lebte ab 1964 in Italien, später in Deutschland. Sie studierte Schauspiel in Berlin und New York, spielte in Film- und Fernsehproduktionen und inszeniert seit den Neunzigerjahren an Schauspiel- und Opernhäusern. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen. 2012 erschien ihr Bestseller «Titos Brille». 2014 folgte «Doitscha Eine jüdische Mutter packt aus», 2017 «Das Meer und ich waren im besten Alter». Ihr aktuelles Buch, mit dem sie nach Zürich kommt, heisst «Besser allein als in schlechter Gesellschaft» und erzählt von ihrer Tante, der schönen Teta Jele. Von einer Frau, die 101 Jahre alt wurde, die Spanische Grippe, das KZ und ihre norditalienische Schwiegermutter überlebte.
Not in german
Autor:innen von ausserhalb des deutschen Sprachraums einzuladen macht immer wieder Freude und erweitert Horizonte. Besuch aus Schweden, Norwegen, der Westschweiz, England, Serbien und Italien.
Priya Guns is an actor and writer previously published in short story anthologies, gal-dem, Spring magazine, and anonymously in the Guardian. She is a Creative Writing graduate from Kingston University. «Your Driver Is Waiting» is her debut novel. Goodreads says: In this electrifyingly fierce and funny social satire—a gender-flipped reboot of the iconic 1970's film «Taxi Driver»—a ride share driver is barely holding it together on the hunt for love, dignity and financial security … until she decides she's done waiting.
Patrik Svensson, geboren 1972, ist der Autor des Überraschungsbestsellers «Das Evangelium der Aale», das in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurde. Er studierte Sprachen und Literatur und arbeitet als Journalist für die schwedische Tageszeitung Sydsvenskan. Sein neues Buch «Die Chronistin der Meere» ist eine zutiefst persönliche Geschichte des Meeres und der Neugier. Moderation: Mikael Krogerus.
Vigdis Hjorth, 1959 in Oslo geboren, ist eine der wichtigsten und meistrezipierten Gegenwartsautorinnen Norwegens. Sie ist vielfache Bestsellerautorin, wurde für ihr Werk unter anderem mit dem norwegischen Kritikerprisen und dem Bokhandlerprisen ausgezeichnet und war ausserdem für den National Book Award sowie den Literaturpreis des Nordischen Rates nominiert. Nach Stationen in Kopenhagen, Bergen, in der Schweiz und Frankreich lebt sie heute in Oslo. Die NZZ am Sonntag schrieb über «Die Wahrheiten meiner Mutter»: «Spannend bis zur letzten Seite dekliniert Die Wahrheiten meiner Mutter die Macht von Eltern durch, die, befestigt durch ein System der Verdrehungen und Verheimlichungen, schwindelerregend werden kann bis hin zur Zerstörung der Kinder.»
Adam Andrusier, ein britischer Autogrammhändler, hat mit «Tausche zwei Hitler gegen eine Marilyn» einen humorvollen autobiografischen Roman geschrieben. Seine Ausbildung zum Pianisten ist ebenfalls Thema des Buches, weshalb die atmosphärische Lesung im Auktionshaus Koller auch Musik beinhalten wird.
Zoltán Danyi, 1972 in Senta/Jugoslawien geboren, studierte Philosophie und Literatur in Novi Sad und Szeged. 2003 debütierte er als Lyriker und veröffentlichte Gedichte und Kurzgeschichten. Er promovierte 2008 über Béla Hamvas und war Lektor und Hochschullehrer. Für seinen ersten Roman «Der Kadaverräumer» wurde er mit dem Miklós-Mészöly-Preis ausgezeichnet. Danyi, ein Angehöriger der ungarischen Minderheit in Serbien, lebt als Rosenzüchter in Senta. Mit bezwingender sprachlicher Schönheit, in seiner Ruhe und unerhörten Intensität einem Werk der Minimal Music vergleichbar, vollzieht Zoltán Danyis meisterhafter «Rosenroman» die seelische und physische Selbsterforschung eines Menschen nach, der sich schreibend aus der Sackgasse seines Lebens und den Rosenfeldern seines Vaters herausarbeitet. Gespräch auf Ungarisch mit zusammenfassender Übersetzung auf Deutsch. (Zoltán Danyi, Dorota Masłowska und Edo Popović sind auch im Literaturhaus und bringen je ein Souvenir mit, das uns in ihre literarisch-geografischen Räume führt.)
Elisa Shua Dusapin, geboren 1992, wuchs als Tochter eines französischen Vaters und einer südkoreanischen Mutter in Paris, Seoul und Porrentruy auf. Sie hat am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel studiert. Für ihr Debüt «Ein Winter in Sokcho» erhielt sie u. a. den «Robert-Walser-Preis» und den «National Book Award for Translated Literature» 2021. «Die Pachinko-Kugeln» wurden mit dem »Schweizer Literaturpreis« ausgezeichnet. Die Graphic Novel «Le Colibri», illustriert von Hélène Becquelin, wurde 2023 mit dem Schweizer Kinderbuchpreis ausgezeichnet. Sandrine Charlot Zinsli spricht mit der Autorin über ihr Schaffen und es gibt noch eine kleine Premiere zu hören.
Francesca Melandri hat sich in Italien als Autorin von Drehbüchern wichtiger Kino- und Fernsehfilme und von Romanen einen Namen gemacht. Die Autorin Zora del Buono wird sich mit ihr im Literaturhaus über das Schreiben an der Schnittstelle von Fiktion, Geschichte und Politik und mehr unterhalten.
Das vielsprachige Programm von «Zürich liest» online entdecken.
Lustig, musikalisch, diskursiv
Drei Tipps zum Schluss: zum Lachen, zum Hören, zum Diskutieren.
In einem kurzweiligen Bildvortrag (300 Bildbeispiele!) erspart Comic-Star Nicolas Mahler der halbinteressierten Leser:innenschaft die Lektüre seiner ersten 68 Bücher (von ihm nur illustrierte Bücher zählen nur halb). Eine leibhaftige Begegnung mit dem lustigsten Österreicher seit Thomas Bernhard. Ganz in der Tradition Dürrenmatts und seiner Theo­rie der schlimmstmöglichen Wendung schafft es Nicolas Mahlers pointierter Sarkasmus mit ­beeindruckender Zuverlässigkeit, uns auf den Boden der ­Realität zu holen.
In seinem neuen Mundartroman «giftland» schildert Dominic Oppliger die USA-Tourerlebnisse des Schweizer Schlagzeugers Sämi und demontiert darin die Mythen des berauschenden Rockmusiker:innenlebens und des Geschenkelandes USA. Die Lesung wird musikalisch begleitet vom Basler Musiker Marco Papiro, der seit über zwanzig Jahren im Bereich der experimentellen Musik international veröffentlicht und tourt.
Neue Gesichter, neue Stoffe – Leser:innen sprechen über ein für sie wichtiges Buch. Einander unbekannte Leser:innen bringen eine Lektüre mit, die für sie relevant ist, schon lange oder erst seit Kurzem. Sie stellen dieses Buch im lockeren Kreis kurz vor und erzählen, weshalb gerade dieses Werk sie geprägt hat oder noch immer bewegt. Für einmal sollen nicht Literaturkritiker:innen über Bücher sprechen, sondern Leser:innen jeglichen Alters, die einander nicht kennen. Damit alle zu Wort kommen, halten wir uns kurz; Fragen aus der Runde sind jedoch erwünscht. Und natürlich steht ein weiterer Austausch nach Ende der Veranstaltung allen offen, bilateral oder im Grüppchen, über Bücher, Gott und die Welt. Die Veranstaltung findet am Samstag (16.30h) und Sonntag (13.30h) statt. Die Journalistin und Autorin Daniela Kuhn moderiert die Runden.
Und zum Schluss …
… wollten wir noch sagen.
Über ein Drittel der Veranstaltungen bei «Zürich liest» sind kostenlos, wobei man oft gerne etwas in die Kollekte geben darf.
Das Kinderprogramm ist einmal mehr fantastisch reichhaltig.
 
Wir freuen uns auf «Zürich liest», auf Sie und die vielen, vielen Autor:innen.
 
Herzlich grüssen noch aus dem Festivalbüro, bald im Festivalzentrum
 
Martin Walker & Arlette Graf
 
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