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13. Oktober 2022
Durch die Woche mit «Zürich liest» |
A book a day, keeps the doctor away – oder so ähnlich … Tipps für eine tägliche Dosis Buch. |
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Am Mittwoch gönnen wir uns eine Veranstaltung am frühen Abend um 18:30 im Karl der Grosse: Bevor sie sich auf die U-Bahngleise legt, kündigt Mette, 15, in TikTok-Videos ihr Vorhaben an. Niemand reagiert – gerettet wird sie trotzdem. Julia von Lucadou hat einen klugen Roman über unsere Gegenwart geschrieben – auf perfide Weise unterhaltsam und verunsichernd. Im Gespräch mit Anna Rosenwasser erzählt sie über ihre Arbeit am Roman und liest natürlich auch vor.
Am Donnerstag ist Familienabend angesagt mit Vater und Sohn Lewinsky, zwei kreativen Geistern mit ihren neuen Büchern: Micha kommt mit seinem Kinderbuch «Holly im Himmel», Charles mit dem historischen Roman «Sein Sohn». Mit Michael Luisier reden Charles und Micha Lewinsky über ihre neusten Werke und darüber, was sie in ihrer Arbeit verbindet und trennt.
Am Freitag wird die Auswahl noch grösser. Wir beginnen mit Karl Rühmann und seinem neuen Roman «Die Wahrheit, vielleicht», in dem es u. a. über das manipulative Potenzial der Sprache geht. Danach könnte man sich noch die Diskussion rund um Blockchain und NFT anhören, man will ja schliesslich mitreden. Oder doch nach Höngg ins «Café der Unsichtbaren» mit Judith Kuckart? Am Schluss reicht es sicher noch für einen Absacker bei der «Zürich liest»-Party im Kosmos mit Sound von Hans & Gret (vorher präsentieren hier am Buchmarkt Zürcher Verlage ihre Bücher, auch am Samstag noch).
Den Samstag beginnen wir mit zwei aussergewöhnlichen biografischen Graphic Novels. «Annemarie» von María Castrejón und Susanna Martín zeigt das Leben der Autorin und Feministin Annemarie Schwarzenbach. In «Starkes Ding» erzählt Lika Nüssli von der Kindheit ihres Vaters Ernst, der als Verdingbub im Toggenburg aufgewachsen ist. Dann bleiben wir gleich im Festivalzentrum und hören uns noch Margrit Schriber und Nadine A. Brügger an: hochspannende Frauenleben, gelebt und erfunden. Abends geht es dann zum Fülscher-Abend in die Mühle Tiefenbrunnen – man muss ja auch mal was essen.
Den Sonntag starten wir mit Donna Leon im Schauspielhaus. Später nehmen wir das Krimitram mit Silvia Götschi. Und weil wir gleich in der Nähe sind, hängen wir noch eine Schifffahrt an mit Theresia Enzensberger.
Was für eine Woche!
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«Zürich liest» gesellschaftskritisch |
Die Welt ist im Umbruch und wir mitten drin. Veranstaltungen zu relevanten Themen. |
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Nicht alles ist für alle zugänglich. Die soziale Herkunft prägt Lebensgeschichten von Geburt bis zum Tod. Klassismus, die Diskriminierung aufgrund von sozialer Herkunft und Position, bestimmt unsere Gesellschaft grundlegend. Francis Seeck spricht mit Marah Rikli darüber, wie eine sozial gerechte Gesellschaft aussehen könnte.
Ein Sachbuch, zwei Romane, drei Frauen. Alle beschäftigen sich mit Erwartungen, Ängsten und Rollenbildern, mit denen sie konfrontiert werden – als Frauen, als Mütter, als Nicht-Mütter. Julia Weber, Julia Friese und Nadine Pungs sprechen über das (Nicht-)Muttersein und alles, was es mit sich bringt.
Mit «Lebenswerk» legt Alice Schwarzer den zweiten Teil ihrer Autobiografie vor, der die Zeit von den 1970er Jahren bis heute umfasst. Im Gespräch mit Gesa Schneider gibt sie Einblicke in ihre Positionen zu vergangenen und heutigen Debatten.
Yeshi! In diesem Klassenzimmer-Theaterstück nach dem Roman von Gabriela Kasperski für Kinder geht es um Rassismus, Zugehörigkeit, Vorurteile und vor allem um den Mut, die eigene Identität zu finden und zu behaupten. Ein Stück mit Humor, Herz und viel Action.
Frauen auf der Flucht. Tina Ackermann hält die persönlichen Geschichten von Frauen auf der Flucht fest, gibt diesen Frauen ein Gesicht, lässt sie wieder zu Individuen werden. Lesung und Gespräch mit der Autorin.Tina Ackermann ist auch in Bülach.
Wie kommen wir damit zurecht, auf uns allein gestellt zu sein? Rüdiger Safranski stellt sich in seinem neuen Buch «Einzeln sein» mit Leichtigkeit und Eleganz dieser philosophischen Herausforderung. Entspanntes Einzeln-sein ist möglich – gemeinsam mit anderen. Zum Beispiel bei dieser Matinee.
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«Zürich liest» sachlich |
Ob der Igel ein Opfer des Fleckfiebers geworden ist oder doch eher der Stadtentwicklung? Hier finden Sie Antworten. |
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Die in Fribourg lehrende Theologin Elke Pahud de Mortanges öffnet in ihrer Spurensuche den Blick auf verblüffende Bezüge zwischen Körper- und Bilderwelten christlicher Frömmigkeit und heutiger Kunstinszenierungen: Bodies of Memory and Grace, Der Körper in den Erinnerungskulturen des Christentums.
Das Fleckfieber war auch wegen seiner Ausbreitung in Kriegen eine besorgniserregende Krankheit. Ludwik Fleck (Lemberg 1896–Nes Ziona 1961) hat wesentlich zu dem Phänomen geforscht. Sein Weg als Wissenschaftler und Jude liest sich in der Darstellung von Andreas Pospischil wie ein Krimi.
Eine vielfältige Fauna ist nicht das, was man normalerweise mit dem städtischen Lebensraum in Verbindung bringt. Und doch: Allein auf dem Gebiet der Stadt Zürich kommen mehrere Tausend Tierarten vor. 700 davon werden in der «Neuen Stadtfauna» vorgestellt, der Tages-Anzeiger hat bereits darüber berichtet – der Igel ist der grosse Verlierer.
In «Hidden Istanbul» geht die Künstlerin Françoise Caraco auf Spurensuche ihrer Vorfahren. Textfragmente aus Interviews mit Menschen der sephardischen Gemeinde in Istanbul, Originaldokumente und Fotografien öffnen einen vielschichtigen Blick auf diesen fast unbekannten Teil der türkischen Metropole.
Wie entwickelt man einen so dynamischen Stadtteil wie Zürich Nord? Im Buch «Zürich Nord – Vom Dorf zur Global City» zeigen namhafte Autor:innen den Weg dieser Wandlung auf. Anhand der Stadtteile Neu-Oerlikon, Leutschenbach und Glattpark wird die Stadtentwicklung in Zürich Nord aufgezeigt.
Christiane Hoffmans Vater floh Anfang 1945 aus Schlesien. 75 Jahre später geht die Tochter denselben Weg – zu Fuss. Sie erzählt die Suche einer Tochter nach ihrem Vater und seiner Geschichte, von Flucht und Heimat und von dem, was wir verdrängen, um zu überleben. Moderiert von Roger de Weck.
«Unter Schweizer Schutz» und «Bevor Erinnerung Geschichte wird» sind zwei thematisch eng miteinander verbundene Veranstaltungen zu Zeitzeug:innen des NS-Regimes, ihrem Überleben sowie ihrem Alltag im hohen Alter in der Schweiz.
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«Zürich liest» für Kinder |
Es gibt viele Veranstaltungen für Kinder (mit und ohne erwachsene Begleitung). Im GZ Riesbach ist am Wochenende viel los. |
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Ovid für Kinder, denken Sie? Klar doch, wenn Heinz Janisch sie nacherzählt. Zu hören gibt es die spannenden, fantastischen und mystischen Geschichten aus der Antike in einer Lesung für Kinder ab 8 Jahren und Familien.
Stolz thront der kleine Ameisenbär auf Mamas Rücken und lässt sich durch die Welt tragen. Damit es nicht einsam wird, lädt er Hase, Dachs und jede Menge anderer Tiere ein, dort oben Platz zu nehmen. Noch einer oben drauf? Ob das gut geht? Eine Lesung mit Musik von Bruno Hächler, Laura D'Arcangelo zeichnet live dazu. Für Kinder ab 4 Jahren.
Für ihr Bilderbuch «Es war einmal und wird noch lange sein» wurde Johanna Schaible mit dem Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Bei «Zürich liest» lauschen wir zuerst der Geschichte, danach werden die Kinder selbst kreativ und gestalten ein Büchlein. Für Kinder von 6–12 Jahren.
Globi besucht auf der Suche nach Mikroben Virenlabore, die Schweizer Käsebakterien-Sammlung, eine Kläranlage und viele andere spannende Orte. Mit ihrer Wissenshow bringen Atlant Bieri und Daniel Frick Gross und Klein die Welt der Mikroben näher und liefern jede Menge spannende Fakten! Und du kannst live mitansehen, was sich unter dem Mikroskop tut.
Spukige Abenteuer-Lesung mit Katja Alves und Pernille. Gemeinsam mit den Geisterschwestern Röschen und Lila hat die unerschrockene Pernille ein Büro für knifflige Angelegenheiten gegründet. Und der erste Fall lässt nicht lange auf sich warten. Doch um den lösen zu können, braucht sie die Hilfe des aufgeweckten Publikums … Für Kinder ab 7 Jahren.
Mit «Heute kocht das kleine Känguru» können sich Kinder vegetarisch durchs Jahr kochen. Myriam Lang zeigt ihnen in diesem Kochkurs, wie das geht. Und jedes Kind darf die exklusive Kochschürze mit nach Hause nehmen. Für Kinder ab 6 Jahren und ohne erwachsene Begleitung.
Rick Nautilus ist nicht nur der jüngste, sondern auch der coolste Abenteurer der Weltmeere. Gemeinsam mit seinen Freund:innen Ava und Emilio hat er schon manche gefährliche Situation überstanden. Ulf Blanck hat das neuste Abenteuer von Rick im Gepäck! Ab 8 Jahren.
Eine uralte Eiche soll gefällt werden. Wildtiere würden ihr Zuhause und Kinder ihren Lieblingsbaum verlieren. Das wollen sie sich auf keinen Fall gefallen lassen! Ausgehend vom Comic werden die Kinder unter der Anleitung von Wanda Dufner selbst kreativ. Für Kinder von 6-8 Jahren.
Danny Beuerbach ist ein Starcoiffeur. Und wenn du einen supercoolen neuen Haarschnitt willst – musst du ihm nur aus einem Buch vorlesen. Und während du vorliest, schneidet dir Danny die Haare. Der Schnitt dauert so lange wie das Vorlesen. Also, schnapp dir ein Buch und komm vorbei!
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«Zürich liest» auf Rundgang |
Im Gehen kommen einem häufig die besten Gedanken, solchen lässt sich auf einem Rundgang aber auch exquisit lauschen. |
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Wir beginnen mit einen Rundgang durch die Strauhof-Ausstellungen zu Climate Fiction – das Thema geht uns alle an. (Übrigens: Der Roman zum Thema: «Hitzewelle» von Fabienne Maris in der Stadtgärtnerei.) Danach gibt es einen Spaziergang, der den «Weltgeist in Zürich» zum Thema hat – wer weiss, vielleicht findet man ihn auch heute noch. Der Rundgang endet im Festivalzentrum Karl der Grosse. Da nehmen wir eine kleine Stärkung und besuchen dann, erschöpft vom vielen Laufen, den literarisch-musikalischen Italien-Abend, der allerdings auch bewegend sein kann: Viva la libertà!
Am Donnerstag begeben wir uns die Hände von Gabriela Kasperski und folgen ihr auf den Spuren ihres Krimis «Zürcher Glut» vom Lindenhof zum Predigerplatz.
Am Samstag herrscht die Qual der Wahl: Mit Hildegard Keller und Lydia durch die Stadt oder lieber Wilhelm Tell? Heinrich Wegmann hat sich den Zürcher Strassen angenommen, mit denen Persönlichkeiten geehrt werden. Strassen mit Persönlichkeit eben. Ein Altstadtrundgang, den es auf anderer Route auch am Sonntag gibt.
Markus A. Jost, Theologe lädt zum Rundgang zu Stationen der Zürcher Täufergeschichte und liest dazu aus seinem neuen Roman. Start ist im Grossmünster-Kreuzgang.
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Mit herzlichen Grüssen aus dem Festivalbüro
Arlette Graf & Martin Walker |
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PS: Noch ein Tipp zum Schluss: Falls Sie noch nicht genug haben: Am Montag liest noch Angelika Overath im Seebad Utoquai.
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